Kreistagsfraktion Neuss
Bündnis 90/Die Grünen, KTF, Schulstr. 1, 41460 Neuss


An den Vorsitzenden des
Sozial- und Gesundheitsausschusses
im Kreis Neuss
Herrn Dr. Hans-Ulrich Klose

per Fax-Nr. 02161/641623

Martin Kresse / Renate Dorner-Müller

Neuss, den 28. Mai 2001

Anonyme Geburt

Sehr geehrter Herr Dr. Klose,

im letzten Kreistag wurde der Antrag "Anonyme Geburt" zur Weiterberatung in den nächsten Sozial- und Gesundheitsausschuss verwiesen. Bitte nehmen Sie zu diesem TOP noch diesen Antrag als Tischvorlage auf.

Zur Verbesserung der Situation von Schwangeren und jungen Müttern mit ihren Kinder beantragt Bündnis 90/DIE GRÜNEN folgende Maßnahmen:

  1. Im Kreis Neuss ist endlich umgehend ein Schwangerschaftskonfliktangebot eines freien, konfessionell nicht gebundenen Trägers zu errichten.
  1. Ein weiterer Angebotsschwerpunkt sollte die allgemeinen Präventionsarbeit z. B. in den Schulen und Jugendeinrichtungen sein.
  1. Eine regelmäßige Informations- und Öffentlichkeitskampagne weist auf Hilfsangebote für Schwangere gezielt hin.
  1. Weitere umfassende Angebote zur Prävention, Hilfe, Unterstützung für Mutter und Kind im Kreis Neuss sind einzurichten, wobei Niederschwelligkeit und aufsuchender Charakter der Hilfen zu beachten sind. Die von uns beantragten umfassenden Angebote sollten ein ganzes Bündel von notwendigen Maßnahmen zusammenfassen. Hierzu gehört neben der oben erwähnten Beratung auch eine Begleitungs- und Betreuungsmöglichkeit während der Schwangerschaft bis nach der Geburt nach Vorbild des Projektes "Findelkind" des Diakonischen Werkes Düsseldorf.

  1. Nach diesen vorrangigen Möglichkeiten ist möglicherweise im Kreis Neuss darüber hinaus das Angebot einer Babyklappe an einem zentralen Standort, der Anonymität zusichert, und anonyme Entbindung einzurichten. Die Verwaltung wird gebeten, bis zu ihrer nächsten Sitzung Zahlen vorzulegen, die Aussagen machen können über die Anzahl der Kindesaussetzungen (mit und ohne Todesfolge) der letzen Jahre im Kreis Neuss. Wegen der Popularität der Babyklappe und anonymen Geburt wird die Verwaltung beauftragt, Lösungen mit Hilfe freien Trägern und von Spendengeldern zu favorisieren

Begründung:

Auch in diesem Zusammenhang bedauern wir es sehr, dass unser Vorschlag zum Haushalt 2001 auf Einrichtung einer Pro-Familia-Beratungstelle abgelehnt wurde. Wir halten unseren Antrag aufrecht. Dieses Konzept ist zur Prophylaxe ideal und für konfessionell nicht gebundene Frauen. Wollen wir Leben schützen, müssen endlich alle zur Kenntnis nehmen, dass es immer mehr konfessionell nicht gebundene Menschen auch im Kreis Neuss gibt, die einen Ansprechpartner brauchen. Schwerpunkt der Angebote ist auch die Prävention in Schulen und Jugendeinrichtungen. Im Kreis Neuss ist das Angebot der Beratung im Schwangerschaftskonflikt - und somit die Präventionsarbeit sowie der Begleitung während der Schwangerschaft - nach wie vor unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestzahlen.

Frauen, die ihr Kind anonym entbinden wollen, beschreiben, dass sie aus einer besonderen Konfliktsituation heraus ihre Schwangerschaft lange verdrängt und Hilfsangebote nicht wahrgenommen haben. Durch eine kontinuierliche Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sind Hilfsangebote an die Betroffenen heranzubringen und sind Tabus über ungewollte Schwangerschaft zu verringern.

Vorrangig Babyklappe und Anonyme Geburt zu fordern wird der schwierigen Konfliktlage von Mutter und Kind nicht gerecht. Lösungen für das Findelkind, später mehr über seine Herkunft zu erfahren, sind zu erarbeiten, um spätere Schäden in der Identitätsentwicklung von Adoptivkindern zu vermeiden.

Mit freundlichen Grüßen

Bündnis 90 / DIE GRÜNEN

im Kreistag Neuss
gez. Erhard Demmer
Fraktionsvorsitzender

D/ Fraktionsgeschäftsstellen der CDU, SPD und FDP
D/ Kreisverwaltung Neuss

Martin Kresse * Von-Limburg-Str. 5

41352 Korschenbroich * Tel 02166/83904 Fax 135680
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