Kreistagsfraktion Neuss
Bündnis 90/DIE
GRÜNEN, Schulstr. 1, 41460 Neuss Tel.
02131 / 1666-81 Fax. 02131 / 1666-83
Herrn Landrat Dieter Patt
Kreisverwaltung Neuss
Fax-Nr. 02181/6012400
Neuss, den 17. September 1998 Kresse
/ Dorner-Müller
Sehr geehrter Herr Landrat,
für die Sitzung des Kreistages am 30. September
1998 stellen wir nachstehenden Antrag:
Der Kreistag beauftragt die Kreisverwaltung, die
Gründung einer
"Gemeinnützigen Gesellschaft
für Beschäftigungsförderung mbH"
vorzubereiten.
Ziel des Unternehmens ist die dauerhafte Wiedereingliederung
von Arbeitslosen, insbesondere von jungen und Langzeitarbeitslosen
und von arbeitslosen Sozialhilfeempfänger/innen sowie von
Arbeitslosigkeit bedrohten Personen im Kreis Neuss.
Dieser Personenkreis soll durch Beratung, Qualifizierung
und Weiterbildung sowie durch Arbeitserfahrungen in sozialversicherungspflichtigen
und tariflich geregelten Arbeitsverhältinissen Chancen erhalten,
einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt zu finden bzw. zu behalten.
Die bisherigen Aktivitäten und Mittel des Kreises Neuss werden
in die gGmbH eingebracht. Die Mitwirkung eines Beirates und ein
Controllingsystem dienen der Erfolgsplanung und -kontrolle und
der Wirtschaftlichkeit.
Der Gesellschaftszweck wird u.a. durch folgende Aufgaben
verwirklicht:
- Erstellung von nachhaltiger und regionaler Struktur-
und Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Qualifizierungsanalysen;
- Vernetzung, Koordinierung und fachliche Beratung
der bereits bestehenden und zusätzlich aufzubauenden Projekte
in der bestehenden Trägerstruktur;
- Entwicklung und Auswertung von neuen zielgruppenbezogenen
Projektkonzeptionen und Modellprojekten;
- Entwicklung von Vorhaben zur präventiven
Qualifizierung und Weiterbildung von Zielgruppen aus bedrohten
Branchen in Kooperation mit Betrieben, Gewerkschaften, Kammern,
Betriebsräten und Einrichtungen der Wirtschaftsförderung;
- Drittmitteleinwerbung und Mittelvergabe;
- Planung und Durchführung von personenbezogenen
Maßnahmen, z.B. zur Feststellung der arbeitsmarktlichen
Eignung, Arbeitserprobung und Heranführung an marktübliche
Erwerbstätigkeiten in Kooperation mit der Arbeitsverwaltung;
- Initierung und Planung von Qualifizierungsmaßnahmen
in Kooperation mit Trägern der beruflichen Weiterbildung
und Qualifizierung;
- Planung und Durchführung eigener Arbeitsprojekte,
Gründung von Auffanggesellschaften und sozialen Betrieben,
sofern kurzfristig keine anderen Träger zur Durchführung
dieser Projekte zur Verfügung stehen.
Begründung:
Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit muß
durch zusätzliche Maßnahmen intensiviert werden, weil
- wie auch der langjährige Trend zeigt - bisherige Anstrengungen
ganz offensichtlich nicht ausreichen:
- Aus dem Bericht zur kommunalen Beschäftigungspolitik
im Kreis Neuss vom 26.11.97 geht auf unsere Frage hin hervor,
daß zwischen 1993 und 1997 die Arbeitslosenzahlen im Kreis
Neuss im regionalen Vergleich um 34,5 % am schnellsten gestiegen
sind (S. 6).
- Darüber hinaus: "Während die Zahl
der neuen offenen Stellen in 1996 im Bundes- und Landesdurchschnitt
geringfügig zunahm, wurden in den Dienststellenbezirken des
Kreises weniger offene Stellen gemeldet als in 1995" (ebenda,
S. 7).
- "Korrespondierend mit dem Rückgang
der gemeldeten offenen Stellen war auch die Zahl der Arbeitsvermittlungen
in allen Diensstellenbezirken des Kreises rückläufig"
(ebenda, S. 8) im Gegensatz zum Landes- und Bundestrend.
- Auch bei den aktuellen Arbeitsmarktzahlen im
langfristige Trend steht der Kreis Neuss ungünstig da, so
daß zusätzliche Anstrengungen notwendig sind: "Die
Arbeitslosenzahlen in Mönchengladbach und im Kreis Neuss
lagen durchschnittlich 33 456 in den ersten sechs Monaten l998
noch geringfügig um 0,2% über dem Vorjahresniveau. Damit
"hinkt der Bezirk hinterher". Denn in NRW war ein Rückgang
um 1,4 %, in der alten Bundesländern sogar um zwei Prozent
zu verzeichnen" (NGZ vom 5.8.98).
- Ein besonders dringendes Problem stellen die
Langzeitarbeitslosen dar: "Im Durchschnitt der ersten sechs
Monate 1998 waren 13 079 oder 39,1 % aller Arbeitslosen bereits
ein Jahr und länger arbeitslos. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum
ist ihre Zahl um 994 oder 8,2 % gestiegen. Das ist eine erschreckende
Zahl", sagt Angela Schoffs, Leiterin der Abteilung Arbeitsvermittlung
und Arbeitsberatung (NGZ vom 5.8.98).
- Die Zahl der Sozialhilfeempfänger steigt
weiter rapide an, im Kreis Neuss innerhalb eines halben Jahres
um 563 Personen oder 4,8% (Kreisausschuß vom 19.8.98). Sozialhilfeempfänger
vermehrt in Arbeit zu bringen ist auch von daher geboten.
- Die Zahl der Insolvenzen im Kreis Neuss hat deutlich
zugenommen. So wurden im ersten Quartal 98 kreisweit 54 Konkurse
und ein Vergleichsverfahren beantragt im ersten Quartal 97 waren
es noch weniger als die Hälfte, nämlich 21 (NGZ vom
29.5.98). Deshalb ist die Möglichkeit, Auffanggesellschaften
zu gründen, unverzichtbar.
Die kommunalen Initiativen für mehr Beschäftigung
müssen effektiver organisiert werden:
- Eine gem. Gesellschaft ist durch das höhere
Maß an Autonomie schnell und wirkungsvoller handlungsfähig.
In Ergänzung zur bisherigen träger- und beratungsorientierten
Praxis kann die Gesellschaft einer ausschließlich am kreisumfassenden
Bedarf orientierte Planung folgen.
- Synergieeffekte erreicht die Gesellschaft durch
bessere Vernetzung und Koordinierung und Drittmitteleinwerbung,
damit auch bestehende Maßnahmen und Träger profitieren.
Weitere Begründungen zu dem Antrag erfolgen
in der Sitzung mündlich.
Mit freundlichen Grüßen
Bündnis 90 /
DIE GRÜNEN
im Kreistag Neuss
Erhard Demmer
Fraktionsvorsitzender
Martin Kresse * Von-Limburg-Str. 5
41352 Korschenbroich * Tel 02166/83904 Fax135680
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