1)    Quartierskonzepte Intro

 

Die Überschrift ist Programm: Wir sehen die Zukunft der Wohn- und Pflegeinfrastruktur in eine Quartiersgestaltung

Wir wollen, dass Einrichtungen der Alten- oder Behinderten- oder Ausländerhilfe sich umstrukturieren und nur noch die Dienstleistung im Quartier fürs Quartier und nach individuellem Hilfebedarf in normaler Nachbarschaft angeboten wird.

Nicht zuletzt die UN-Behindertenrechtkonvention, die auch die Selbstbestimmung über die Wohnform und den Wohnort einfordert stellt die traditionelle Form des Pflegeheims in Frage und fordert zeitgemäße Konzepte für die Versorgungssicherheit ein. Wir stehen damit auch vor der Aufgabe zukunftsorientierte Lösungen und Angebote für ein Zusammenleben der Generationen und Menschen mit unterschiedlicher kultureller Herkunft in den Kommunen und Quartieren zu entwickeln und zu fördern.

 

Trotzdem

Vielerorts ist der Drang zum Neubau oder zur Modernisierung von stationären Großeinrichtungen ungebrochen. Dabei kann sich kaum ein Mensch heute noch vorstellen, in einem traditionellen Altenpflegeheim zu leben. Gewünscht wird hingegen eine Infrastruktur vor Ort, die ein Selbstbestimmtes Leben ermöglicht.

 

Es geht nicht nur um eine Neuausrichtung der Altenhilfe , sondern um eine Sozialpolitik mit und für alle: Stärkung des Gemeinwesens von unten im Quartier

 

Dabei sind die Bedingungen in den Städten und in ländlichen Gebieten z.T. recht unterschiedlich. Die Quartierskonzepte müssen dabei die örtlichen Gegebenheiten, Voraussetzung und Akteure mit einbeziehen. Die Grundüberlegungen der Quartierskonzepte sind jedoch für städtische Strukturen wie auch für ländliche Situationen geeignet. Das ist hier Thema, gute Beispiele folgen heute durch andere Referenten.

 

 

2) Gliederung

 

Ø Grundsätzliche gesellschaftspolitische Motivation, die grundlegenden Wandel notwendig macht.

 

Ø Woher kommen wir: Entwicklung der Wohn- und Einrichtungsformen

 

Ø Paradigmenwechsel eingehen: nicht nur auf den einzelnen bezogene Hilfen, sondern sozialraumbezogenen Interventionen im Quartier

 

Ø  wohl wissend, das die Summe gerade im Quartier immer mehr ist als einzelne Teile wollen wir einzelne Bausteine vorstellen

 

Ø Zusammenfassung Resümee Ausblick für die Sozialpolitik

 

 

3) Grundüberlegungen

 

A) Partizipation und Selbstbestimmung

 

Menschen wollen besonders ihren Nahbereich selbst gestalten.

Die Selbstbestimmung, Mitgestaltung und Partizipation erhält zunehmend eine zentrale Bedeutung. Neben der neu auszurichtenden sozialen Infrastruktur, gilt es deshalb auch die Möglichkeiten der integrierten Stadtentwicklung zu nutzen, um Freiräume für Gestaltung und Mitwirkung im direkten Wohnumfeld zu ermöglichen. Dabei wollen die Menschen in die Gestaltung und Entwicklung von Angeboten und Projekten mit einbezogen und die Beteiligungsmöglichkeiten und -prozesse entsprechend weiterentwickelt werden.

 

Viele ältere Menschen wollen die hinzugewonnen Jahre aktiver, selbstbestimmter und mit sinnvollen Aufgaben verbringen. So ist in den letzten fünf Jahren das bürgerschaftliche Engagement von älteren Menschen deutlich (um sechs Prozent) gestiegen. Dies hat Auswirkungen auf die Lebensentwürfe der älteren Generation, deren Wohn- und Lebensform einem starken Wandel unterliegen.

Die Altersbilder wandeln sich. Dabei wird Alter nicht mehr vorrangig mit dem Abbau von körperlichen und geistigen Fähigkeiten und somit mit Defiziten, sondern zunehmend mit potenziellen Stärken und Kräften und zu nutzenden Erfahrungen verbunden.

 

Die Lebenszufriedenheit älterer Menschen hängt in großem Maße davon ab, wie selbst bestimmt sie ihr Leben empfinden. Wohnen, Leben, Assistenz und Pflege sichern im normalen Wohnumfeld stellt mittlerweile eine zentrale Leitorientierung dar. Hierzu gehört der Wunsch nach Überschaubarkeit, der Möglichkeit zur Gestaltung einer eigenen Häuslichkeit und häufig auch nach einem Zusammenleben mit anderen Generationen.

 

 Die unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensstile und kulturelle Vielfalt älterer Menschen in Deutschland erfordern differenzierte und auf die verschiedenen Bedarfslagen und Lebensstilen angepasste Wohn- und Pflegearrangements.

 

 

 

B) Dritter Sozialraum und neues Hilfesystem

Den  Dritte Sozialraum als Nahbereich ist zwischen erstem Sozialraum Privatem und dem zweiten Sozialraum dem Öffentlichen gilt es wiederzubeleben.

Bildlich: Die Gartenbank vor der Tür oder das Leben im Viertel und in der Nachbarschaft.

Wiederzubeleben ein neue Bürger- Profi Mix ambulant, trialogisch: Hilfsbedürftigen, Profi, Bürgerhelfer;

Nicht ohne und über uns

Paradigmenwechsel: vom Profi- zum Bürgerzentrierten Konzept, Machtverlust und Deinstitutionalisierung. Mehr zuhören.

 

Die Neuausrichtung des Hilfesystems ist auch durch Fehlentwicklungen motiviert: Personalnot in der Pflege, Finanznot und Zersplitterung unseres Sozialversicherungssystems: Netz zur Daseinsvorsorge fester knüpfen

 

 

Veränderte Wohn- und Lebensvorstellungen

 

Unsere Lebensentwürfe und damit auch die Wohn- und Lebensform unterliegen einem starken Wandel.

Unterschiedliche Altersgenerationen und -milieus entwickeln sich. Hieraus ergeben sich unterschiedliche Erfahrungen, Lebensstile und eine kulturelle Vielfalt. Dies erfordert differenzierte und auf die verschiedenen Bedarfslagen und Lebensstile angepasste Wohnarrangements.

Ausländische Mitbürger werden jetzt auch im Quartier erstmalig alt, sie prägen die vielfältigen Lebensentwürfe mit.

 

C) Sanierungsbedarf/Anpassungsbedarf bei Wohnquartieren

- u.a. Umsetzung UN-BRK 

 

Das sich wandelnde Anforderungsprofil an die Wohn- und Pflegeinfrastruktur erfordert auch einen grundlegenden Wandel bei den bestehenden Altenhilfestrukturen.

Die Erhaltung der Selbständigkeit und Selbstbestimmung muss Grundlage für die Veränderungen in den Versorgungsstrukturen sein. Dies gilt für die Gestaltung und Neuausrichtung bestehender Einrichtungen hin zu Häusern des Wohnens mit Pflege und in überschaubarer Größe. Hierzu gehört die Orientierung daran, Normalität, Integration in das Gemeinwesen, Partizipation der Betroffenen und Möglichkeit die Individualität und Kontinuität der Lebensführung zu sichern.

 

Eine wichtige Aufgabe für die Kommunen besteht darin, Sozial- und Stadtplanung darauf auszurichten, dass neue und zusätzliche Wohn- und Hilfeangebote für Menschen mit Hilfebedarf im normalen Wohnungsbau zu verankert und damit in den Wohnquartieren ein Angebot an Wohnraum für alle Lebenslagen geschaffen wird.

(vgl. Enquetekommission Situation und Zukunft der Pflege in NRW 2005: 349)

 

Die UN-Behindertenrechtkonvention fordert die Selbstbestimmung über die Wohnform ein (Artikel 19 Unabhängige Lebensführung Selbstbestimmt Leben und Einbeziehung in die Gemeinschaft)

[]

a) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben;

 

 

D) Demografischer, sozialer und kultureller Wandel

 

Der demografische und soziale Wandel stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich ansteigen. Ab 2035 etwa werden die Babyboomer der Nachkriegsgeneration pflegebedürftig sein. Dabei wird der Anteil der Menschen, die im Alter alleine und ohne Angehörige leben werden, weiter zunehmen.

 

Einem weiteren Anstieg der älteren Bevölkerung steht eine kontinuierliche Abnahme der Anzahl der jüngeren Menschen gegenüber. Dies führt zu einem demografischen Wandel in den Wohnquartieren und Gemeinden und vielerorts auch zu sinkenden Einwohnerzahlen. Damit sind nicht nur Strategien der Nachwuchssicherung und des Zusammenlebens der Generationen gefragt, sondern es werden auch neue Anforderungen an die Infrastruktur für ältere und junge Menschen gestellt. Denn auch ohne einen nennenswerten Bevölkerungsrückgang stehen Kommunen vor demografischen und sozialen Umbrüchen in den Wohnquartieren und Stadtteilen. Dies betrifft sowohl die Gestaltung der Wohnungen und der Wohnquartiere als auch die Infrastruktur an sozialen Angeboten, Dienstleistungen, Kommunikation und Wohnumfeldgestaltung.

 

Der demografische Wandel stellt die Stadt- und Sozialplanung nicht nur vor neue Herausforderungen und Aufgaben, sondern bietet auch Möglichkeiten für die Neuausrichtung der Infrastruktur und der Versorgungsformen und damit auch neue Perspektiven für die Menschen und für das Gemeinwesen. Wichtig hierbei ist auch eine Infrastruktur in den Stadtteilen und Wohnquartieren, die ein Zusammenleben der verschiedenen Generationen fördern kann. In diesem Zusammenhang muss geklärt werden, welche Anforderungen an eine örtliche Infrastruktur gestellt werden müssen, um Isolation und Segregation entgegenzuwirken, wie ein Zusammenleben verschiedener Generationen im Quartier gestaltet bzw. organisiert werden kann und wie zugewanderte Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund besser als bisher integriert werden können.

 

 

 

E) Singularisierung

 

Neue Lebenslagen fordern das Sozialwesen stärker heraus: Patchworkfamiliene , Alleinerziehende , hohe berufliche Mobilität

Die Mehrzahl der Menschen über 65 Jahre lebt mittlerweile alleine ohne Angehörige,

dies sind überwiegend Frauen

Männer leben zu einem größeren Teil noch mit ihrer Lebenspartnerin zusammen.

Diese Entwicklung des Alleinseins im Alter führt auch dazu, dass sich die Menschen Gedanken machen über neue Formen des Zusammenlebens.

 

Sinkende Bevölkerungszahlen und Facharbeitermangel motivieren Kommunen zu Willkommenskultur und dazu auf ausländische Mitbürger zugehen, auch um Parallelgesellschaften zu vermeiden.

Allgemeines Ziel ist Integration ins Gemeinwesen

 

 

 

4) Entwicklung der Wohn- und Einrichtungsformen  -   Heime

 

Vom Pflegeheim zum Altenwohnhaus

 

Die konzeptionelle und bauliche Entwicklung der stationären Einrichtungen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gewandelt. So war das Heim zunächst von der klassischen Anstaltspflege geprägt. In den 70er Jahren haben die stationären Einrichtungen einen krankenhausähnlichen Charakter erhalten, in den nachfolgenden Jahrzehnten stand das Wohnheim im Vordergrund. Die traditionelle Altenhilfe hat in den vergangenen Jahrzehnten immer noch stark auf die stationäre und damit institutionalisierte Form der Alten- und Pflegeheime als Angebot für pflegebedürftige Menschen gesetzt, wenn die Versorgung in der angestammten Wohnung nicht mehr sichergestellt werden konnte. Dabei wurde insbesondere in den 90er Jahren ein Teil der Altenheime, die auf Hilfe-, Versorgungs- und Pflegebedürftigkeit bis Pflegestufe I ausgerichtet waren, zu Angeboten des Betreuten Wohnens weiterentwickelt. Ein größerer Teil der Plätze wurde allerdings auch in Pflegeheimplätze für schwer pflegebedürftige Personen umgewandelt.

Heute versuchen viele Träger in ihren Heimen den Wohncharakter zu betonen und gemeinschaftliches Wohnen in überschaubaren Wohngruppen anzubieten. Dies vollzieht sich allerdings innerhalb der immer vorhandenen Grenzen, die eine Institution Heim aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und der organisatorischen Struktur mit sich bringt. Den letzten Stand der Konzeptentwicklung im stationären Altenhilfebereich bilden die stationären Hausgemeinschaften, in denen versucht wird, sich stärker an den Wohnvorstellungen der Bewohner/-innen zu orientieren.

 

1. Generation

- Leitbild Verwahranstalt

bis Anfang der 60er Jahre

„pflegebedürftiger Insasse wird verwahrt“

 

2. Generation

- Leitbild Krankenhaus

60er und 70er Jahre

„pflegebedürftiger Patient wird behandelt“

 

3. Generation

- Leitbild Wohnheim

80er und 90er Jahre

„pflegebedürftiger Bewohner wird aktiviert“

 

4. Generation

- Leitbild Familie

ab Ende der 90er Jahre

„Pflegebedürftige Menschen erleben Geborgenheit und

Normalität“

 

5. Wohngruppen in Wohnsiedlungen

„pflegebedürftiger Mieter/Kunde wird bei Wunsch und Bedarf

begleitet und unterstützt“

Konzeptgenerationen in Anlehnung an die KDA-Definition

 

 

5) Baustein: Neue Wohnformen

Wohnformen im Alter Überblick

 

In den vergangenen 30 Jahren ist ein vielfältiges Spektrum an neuen Wohnformen für pflegebedürftige und ältere Menschen wie auch an gemeinschaftliche Wohnformen für Alt und Jung entstanden, die den spezifischen Bedürfnissen von älteren, pflegebedürftigen und behinderten Menschen entsprechen. So lassen sich unter dem Sammelbegriff Neue Wohnformen Angebots-, Einrichtungs- und Wohnformen, insbesondere aber auch Kooperations- und Vernetzungsstrukturen für ältere und pflegebedürftige Menschen subsumieren, bei denen die Sicherung der Selbstbestimmung und der eigenen Häuslichkeit im Vordergrund stehen.

 

Hierzu gehören u.a. integriertes Wohnen, Mehrgenerationenwohnen, selbst organisierte oder betreute Wohngemeinschaften sowie Hausgemeinschaften für Menschen mit Demenz oder Pflegewohnungen im Wohnquartier. Es sind zumeist quartiersbezogene Wohn- und Pflegeversorgungskonzepte, die verschiedene Wohn- und Betreuungsformen kleinräumig vernetzen.

 

Ziel ist es dabei, mit diesen neuen Wohnformen älteren und pflegebedürftigen Menschen ein Verbleiben in ihrer angestammten Wohnumgebung bzw. in einem neuen Wohnarrangement, das ein selbstbestimmtes Wohnen mit eigener Häuslichkeit und einer gesicherten Pflege bietet, zu ermöglichen. Dabei sollen Wohnungen und das Wohnumfeld so gestaltet werden, dass Menschen unabhängig von ihrem Alter oder ihrer eingeschränkten Bewegungsfreiheit möglich selbstständig, unabhängig und weitestgehend ohne fremde Hilfe in ihrer gewohnten Umgebung leben können. Ein Umzug in ein Heim soll dadurch vermieden werden.

Ziel einer Reihe von Projekten ist es außerdem, bei den stationären Einrichtungen einen Wandel hin zu überschaubaren Häusern des Wohnens mit einer gesicherten Pflege einzuleiten. Dies kann Autonomie und Souveränität der pflegebedürftigen Menschen sichern helfen.

 

Zu den prägenden Aspekten für die neuen Wohnformen gehören die Orientierung am Alltag der Betroffenen, die Verknüpfung von Angeboten und die Vernetzung verschiedener Akteure im Wohnquartier und Gemeinwesen. Das Spektrum geht weit über die Anbieter/-innen sozialer Arbeit und die Kommunen hinaus. Insbesondere Wohnungsunternehmen spielen zunehmend eine bedeutende Rolle bei der Gestaltung von Wohn-, aber auch von Pflege- und Hilfeangeboten für alte und pflegebedürftige Menschen im Wohnquartier. Aufgrund der demografischen Entwicklung besteht für die Wohnungswirtschaft ein Interesse, den Personenkreis der älteren und pflegebedürftigen Menschen als Mieter/-innen zu halten.

 

[Bei einem Großteil der Wohnformen wird mit ambulanten Diensten, einer Sozialstation oder anderen Anbieter/-innen sozialer Dienstleistungen ein Service- bzw. Betreuungsvertrag geschlossen. Hierfür erhalten die Bewohner/-innen regelmäßig Pflege- und Hilfeleistungen in ihrer Wohnung. Der Miet- bzw. Servicevertrag umfasst neben allgemeinen Informations- und Beratungsleistungen vor allem regelmäßige Hausbesuche. Hierdurch sollen weitere Hilfebedarfe besser eingeschätzt und entsprechende Hilfemaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden. Einige Unternehmen der Wohnungswirtschaft bieten bereits Betreuungsleistungen für ihre älteren Mieter/-innen an, wie sie sonst nur in betreuten Wohnanlagen zur Verfügung stehen. Hier werden jedoch in der Regel keine gesonderten Betreuungsverträge zwischen den Mieter/-innen und den Dienstleistern abgeschlossen. Die Finanzierung der Beratungsleistungen wird über Mitgliedsbeiträge oder über die Mietnebenkosten durch alle Mieter/-innen mitfinanziert.]

 

Jetzt wollen wir einzelne Prinzipien, Strukturen und Bausteine vorstellen und ermutigen, auch einzelne Methoden umzusetzen. Dabei wissen wir, das die Summe der Angebote gerade im Quartier immer mehr ist als die Einzelteile.

 

 

6) Quartierskonzepte Prinzipien

 

Im gemeinsamen Weg, im Prozess, in der Gestaltung des Quartiers wird Identifikation mit dem Gemeinwesen geschaffen.

Bei den Quartierskonzepten stehen die kleinräumige Organisation von Wohnen und Betreuung im überschaubaren und vertrauten Wohnquartier, sowie die Vernetzung unterschiedlicher Wohn- und Betreuungsformen innerhalb der Wohnquartiere im Vordergrund.

 

Quartiersbezogene Wohn-, Pflege- und Hilfekonzepte sind darauf ausgerichtet, die Angebote für Wohnen, Betreuung und Pflege, soziale Kontakte und die Organisation gegenseitiger Hilfe auf ein bestimmtes Wohnquartier oder auch einen Stadtteil auszurichten. Der kleinräumige Ansatz ist dabei ein entscheidendes Merkmal. Es sollten möglichst viele Angebote und Hilfeleistungen im Quartier bzw. Stadtteil wahrgenommen werden. Dies ist sinnvoll, da haushaltsnahe und pflegeunterstützende Dienstleistungen wirksamer organisiert werden können, wenn sie leicht erreichbar sind und in einem überschaubaren Umfeld operieren.

 

Für eine kleinräumige Ausrichtung spricht auch, dass eine Mobilisierung von Nachbarschaftshilfen in einem kleinräumigen sozialen Netz leichter zu erreichen ist und ältere Menschen - insbesondere wenn Hilfebedürftigkeit eintritt - Infrastruktureinrichtungen nur in einem begrenzten Radius wahrnehmen können. Für die Entwicklung einer quartiersbezogenen Wohn- und Pflegeinfrastruktur sind folgende Prinzipien von besonderer Bedeutung.

 

 

Prinzipien:

 

Ø Selbstbestimmung und Normalität

 

Ø Integration in die örtliche Gemeinschaft und Gesellschaft

 

Ø Professionelle Anstrengungen zielen auf Gemeinwesenorientierung

 

Ø Kooperationen, Vernetzung und Netzwerke

Ø Wohnortnahe Beratung um lokales Wissen zu nutzen

 

Beteiligungsverfahren

Um die Anliegen der Menschen in der Stadt vertreten zu können, ist es wichtig, Wege und Instrumente zu kennen, mit denen die Entwicklung einer Stadt beeinflusst werden können. Die bestehenden Mitwirkungs- und Beteiligungsverfahren in den Kommunen müssen weiterentwickelt werden:

informellen Verfahren die Aktivitäten von Initiativen und offene Beteiligungsformen. Hierzu gehören neben Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen bzw. Runde Tische, Zukunftswerkstatt. 

 

 

7) Quartierskonzepte:
Aufgaben einer quartiersbezogenen Wohn- und Pflegeinfrastruktur

 

Größe der Wohnquartiere:

 

Die Größe des Einzugsgebietes eines Quartiers kann ganz unterschiedlich sein und ist von verschiedenen Kriterien abhängig: Größe des Sozialraum, gewachsene Stadtviertel bzw. Dorfstrukturen, fußläufige Entfernungen oder intensiven „til hus“- Strukturen im Quartier (soziale Netzwerke mit intensiven aufsuchenden Engagement z.B. in Ländlichen Gebieten). Pantoffelentfernung.

 

Die Größenordnung kann idealerweise  2.000-4.000 umfassen

 aber auch bis zu 15.000 Einwohner betragen (z.B. eine Hochhausiedlung in Berlin-Lichtenberg).

 

Prinzipien und Aufgaben

 

Für die Entwicklung einer quartiersbezogenen Wohn- und Pflegeinfrastruktur sind Prinzipien zugrunde zu legen, die den Einzelnen mit seinen Bedürfnissen, dem Leben in der Gemeinschaft, den Beteiligungs- und Mitwirkungsbedürfnissen sowie dem Ausbau und der Entwicklung einer notwendigen Infrastruktur gerecht werden.

 

Ø Schaffung von Versorgungssicherheit

Dazu später mehr

Ø Prävention und Förderung der eigenen Kompetenzen

 

Ø Berücksichtigung der verschiedenen Zielgruppen

 

Ø Vereinbarkeit unterschiedliche Lebensstile Alt und Jung

 

 

8) Quartierskonzepte
Baustein Planung / Beteiligung

1. Anforderungen an die kommunale Sozial- und Stadtplanung

 

 

Benötigt wird ein Paradigmenwechsel, der die segregierte Tätigkeit einzelner Institutionen ablöst und durch eine sozialräumliche Ausrichtung ersetzt. Demokratisches Engagement und örtliche Beteiligungsformen der Bewohner/-innen sind Bestandteil eines solchen Konzeptes. Gerade für Kinder und Jugendliche sind für die persönliche Entwicklung Gestaltungs- und Identifikationsmöglichkeiten im Wohnquartier und Stadtteil von besonderer Bedeutung. Eigeninitiative, Kreativität und damit auch Selbstbestimmung der dort lebenden Menschen müssen gefördert und unterstützt werden. Denn zur Umsetzung der Selbstbestimmung und Selbstgestaltung gehört es auch, das Gemeinwesen maßgeblich mitzugestalten.

 

Für die Entwicklung neuer Wohn- und Versorgungsformen bedeutet dies:

Ø Vernetzung von Ressourcen, Kompetenzen und Potentialen in Stadtteilen und dörflichen Gemeinschaften

Ø Schaffung von Entfaltungs- und Lebensräumen für Kinder und Jugendliche

Ø Verbindung von städtebaulichen Investitionen mit sozialer Infrastrukturpolitik

Ø Belohnung von lokalen Partnerschaften von Ökonomie, sozialer Arbeit und Initiativen

Ø Stärkung der Stellung der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen durch geeignete Beteiligungsformen

Ø gemeinsame Ausrichtung der verschiedenen Politik- und Planungsbereiche auf die nachhaltige Gestaltung der demografischen Entwicklung.

 

Grundsätzlich gilt es die Angebots- und Einrichtungsformen flexibler und überschaubarer auszurichten, so dass sie aktuelle Entwicklungen besser aufgreifen und sich entsprechend der Bedarfslage ausrichten können.

 

 

Stichworte:

 

 

Ø Demografischer Wandel als gesamt-kommunale Aufgabe

Ø Resort übergreifende Planung, u.a. Sozial-, Wohnungs-,

Ø Stadtplanung von oben mit:

Ø Öffentlichkeitsarbeit von Seiten der Stadt, Stadtspitze, um Leute zusammen zubringen

 

Ø Priorisierung von und in Sozialräumen

Ø integrierte Planung und  Vernetzung im Stadtteil

 

Ø generationsübergreifende Planungen

 

Ø neue Beteiligungsformen entwickeln

Ø Planung von unten

Ø Maßnahmebezogene Netzwerkaufbau

Ø Einbeziehung verschiedener AkteurInnen im Stadtteil etc.

Ø Kooperationen

 

 

 

9) Quartierskonzepte


Paradigmenwechsel vor Augen halten: nicht nur auf den einzelnen bezogene Hilfen, sondern sozialraumbezogenen Interventionen im Quartier

Und was tun für Menschen mit und ohne Hilfebedarf und als Hilfe zur Selbsthilfe.

 

Zentrales Element: Koordination und Vernetzung

Hier ist die Kommune gefordert:

Dabei die Empfehlung im Masterplan Schritte zu priorisieren und auch bei Netzwerkaktivitäten zu priorisieren um zu steuern und ressourcenschonend auch mit Mitarbeitern umzugehen.

 

n  Quartiersmanagement

 

n  Koordination der Angebote innerhalb des Quartiers

 

n  Kooperationsformen zwischen verschiedenen Akteuren, Trägern u. Einrichtungen

 

n  Quartiersübergreifende Koordination

 

 

Zu den einzelnen Bausteinen im Quartier gebe ich an Harald Wölter weiter.

 

 

 

10) Quartierskonzepte Bausteine (1) – Übersicht

 

Quartierskonzepte setzen sowohl bei der notwendigen baulichen und sozialen Infrastruktur als auch der Kooperation unterschiedlicher Akteure und der integrierten und aufeinander abgestimmten Planung bezüglich der Quartiere und Stadtteile Kriterien voraus, die in vielen Kommunen noch nicht durchgängig angewendet bzw. erfüllt werden.

 

Die Kommunen tragen für die Entwicklung und Umsetzung der Quartierskonzepte im besonderen Maße die Verantwortung. Dies gilt insbesondere bei der Planung, der Entwicklung der Infrastruktur sowie der Überprüfung und Sicherung der Qualität

Hierzu gehören die

Ø baulichen Anpassungen der eigenen Wohnung wie auch die unterschiedlichen Einzel- und auch gemeinschaftlichen Wohnformen für altere und pflegebedürftige    Menschen,

Ø Beratung, Alltagshilfen, soziale Integration sowie die Pflege- und Betreuungsleistungen im Quartier,

Ø Mitwirkung und Mitbestimmung der Bewohner/-innen und die Koordinierung und Entscheidungen auf Quartiersebene,

Ø Förderung des Zusammenlebens der Generation auch durch eine generationsübergreifende Ausrichtung der Angebote,

Ø Einbeziehung der unterschiedlichen Anbieter und Dienstleister, besonders auch die Einrichtungen der stationären Pflege in die Quartiersprojekte.

 
 


Quartierskonzepte umfassen verschiedene Bausteine

Neben den Kernbereichen

        Wohnen

        Pflege und Unterstützung

        Soziales und Gesundheit

gehören hierzu auch

        Infrastruktur

        Quartiersgestaltung

        Planung und Beteiligungsformen

Hinzu kommt das Steuerungselement der Koordination

 

 

12) Quartierskonzepte
Baustein Quartiersgestaltung:

Paradigmenwechsel: Vorgaben der UN-BRK

Artikel 9 Zugänglichkeit Barrierefreiheit

(1)  -unabhängige Lebensführung, selbstbestimmtes Leben,volle Teilhabe in allen Lebensbereichen

(2)  Zugang zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln, Information und Kommunikation,…

(3)  Gebäude, Straßen, Transportmittel, andere Einrichtungen in Gebäuden und im Freien, einschließlich Schulen, Wohnhäusern, medizinischer Einrichtungen und Arbeitsstätten; b) Informations-, Kommunikations- und andere Dienste, einschließlich elektronischer Dienste und Notdienste

n  barrierefreie Quartiersgestaltung

n  Inklusive Ausrichtung und Gestaltung des Außenbereichs

n  Begegnungs- ,Aufenthalts- und Freiräume für alle Generationen,

n  Quartiersmöblierung (Bänke etc.)

   Beleuchtung etc.

n   Mobilitätsgestaltung:

    Fahrrad, Fuß, Rolli

n  Mehrgenerationenkonzepte

n  Anforderung für ländl. Strukturen

 

 

13) Quartierskonzepte
Baustein Infrastruktur

Sicherung von Nahversorgungs- und Freizeitangeboten:

Ø  Gesundheitsdienstleistungen, u.a. medizinische Angebote,

Ø  Apotheken,

Ø  MVZ, KH, Gesundheitshäuser

Ø  kleinräumige infrastrukturelle Versorgung

-       Läden

-       Dienstleistungen

Ø  Infrastruktur / soziale Einrichtungen und

Ø  kurze Wege insbesondere für ältere und Menschen mit Unterstüzungsbedarf

Ø  (Pantoffelentfernung)

Ø  ÖPNV-Anbindung

Ø  Kommunikation

 

 

14) Quartierskonzepte
Baustein Soziales

n  Beratung (u.a.Wohn- u. Pflegeberatung) Information

n  „peer-counceling“

n  Stadtteilbüros etc.

n  soziale Integration und Kommunikation im Quartier

n  Nachbarschaftszentren, Treffs

n  Quartierstützpunkte

n  Soziale Netze, Nachbarschafts-initiativen, Vereine im Quartier/Gemeinwesen

n  niedrigschwellige Unterstützung (z.B. bei Demenz)

 

n  Soziale Einrichtungen

n   aufsuchende Dienste (sozialraumorientierte Dienste, ländliche Besuchsdienste)

15) Quartierskonzepte
Baustein Pflege und Unterstützung

Zu gestaltende Inhalte und Aufgaben:

n  Versorgungssicherheit schaffen:

n  Unterstützende Hilfen und Dienstleistungen

n  Quartierbezogene Pflegeleistungen zu Hause

n  Pflege- und Betreuungseinrichtungen

-        Ambulante Dienste

-        Tagespflege etc.

n  Quartiersstützpunkte bzw. Nachbarschaftszentren

n  niedrigschwellige Unterstützungsgruppen /-Angebote Demenz

n  aufsuchende Unterstützungsstrukturen (u.a.Tagespflege, Begleitung, Beratung)

n  Versorgungsnetzwerke für ländl. Gebiete (z.B. Kooperationen mit örtl. Hausgemeinschaften oder Tagespflege)

 

 

16) Bausteine Soziales und Pflege/Unterstützung

Quartierstützpunkt

Der Gedankte, der dem Quartiersstützpunkt zu Grunde liegt, ist die Beratungsangebote wohnortnah zu vernetzen und somit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit für die Menschen aller Generationen in den unterschiedlichen Lebenslagen zu leisten. Hierzu gehört auch eine unabhängige Beratung (auch unter Einbeziehung von peer-counceling).

Der Quartierstützpunkt trägt zur Versorgungssicherheit in der unmittelbaren Umgebung bei. Hier gibt es Beratung,

Vermittlung und Unterstützung. Zudem ist er auch ein Treffpunkt mit der Möglichkeit zur Kommunikation und Teilhabe, ähnlich wie bei einem Nachbarschaftszentrum.

 

Die Kernaufgaben eines Stützpunktes sind:

Ø  unabhängige Pflegeberatung, Wohnberatung und Beratung von Wohnprojekten

Ø  Case Management und Quartiersmanagement

Ø  Informationen über die Dienstleistungsangebote

Ø  Vermittlung von pflegerischen Dienstleistungen

Ø  Vermittlung von sozialen Dienstleistungen (haushaltsnahe Dienste, personenorientierte Hilfe- und Unterstützungsleistungen)

Ø  Beratung für Menschen mit Behinderungen

Ø  „Peer-support“: Betroffene beraten und unterstützen Betroffene

Ø  Vernetzung und trägerübergreifende Kooperation

Ø  Treffpunkt und Kooperation für soziale Netzwerke im Stadtteil

Ø  Börse für bürgerschaftliches Engagement

Ø  Café als Treffpunkt und Ort der Begegnung (evtl. auch Mittagstisch)

Ø  Verankerung von Mehrgenerationenkonzepten

 

Darüber hinaus kann der Stützpunkt mit einer entsprechenden räumlichen und personellen Ausstattung auch die Vorort-Präsens rund um die Uhr ermöglichen:

• Hilfe in Notfällen

• nächtlicher Bereitschaftsdienst

• hauswirtschaftliche und pflegerische Hilfe- und Dienstleistungen

• psycho-soziale Hilfen zum Thema Wohnen

• gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten

 

17) Zusammenfassung – Ausblick (1)

Für eine zukunftsgerechte Gestaltung der Wohn- und Pflegeinfrastruktur wird es in den nächsten Jahren darauf ankommen einen grundlegenden Wandel herbeizuführen. Wohnquartiere müssen auf die Bedürfnisse der einzelnen Generationen ausrichtet, Angebote und die Infrastruktur kultursensibel gestaltet

– aber auch flexibel gestalt- und wandelbar sein.

Neben den entsprechenden Wohn-, Pflege- und Unterstützungsangeboten bedarf es auch quartiersnaher Dienstleistungen. Eine gute Kooperation zwischen den Trägern und mit den bürgerschaftlichen Aktivitäten ist unabdingbar.

Es wird darauf ankommen neben einer gut ausgebauten professionellen Arbeit auch die kleinen sozialen Netze und Nachbarschaftsinitiativen zu stärken, nicht zuletzt für das Zusammenleben im Quartier und um einer Vereinsamung gerade älterer Menschen entgegenzuwirken. Hierzu ist es auch wichtig durch geeignete Angebote alle Menschen im Quartier zu erreichen und Zugangsbarrieren (z.B. für Menschen mit einem Migrationshintergrund) zu überwinden.

 

 

18) Zusammenfassung und Ausblick

 

Ø  der weitere Ausbau der traditionellen Großeinrichtungen muss verhindert und

die  bestehenden Einrichtungen schrittweise zu überschaubaren Hausgemeinschaften in den Wohnquartieren umgestalten werden.

 

Ø  Kommunen haben bei diesem gesamten Prozess und der Entwicklung von Quartierskonzepten eine zentrale Aufgabe. Die Planungen in den Kommunen hierzu müssen ressortübergreifend und inklusiv ausrichtet sowie die Beteiligungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten verbessert werden.

Ø  Allerdings müssen wir hierzu die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen auch weiter verbessern.

Martin Kresse * Von-Limburg-Str. 5

41352 Korschenbroich * Tel 02166/83904 Fax 135680
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