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Nachhaltige Entwicklung nur durch regionale IdentitätKirchen gaben Anstoß zum NachdenkenERKELENZ. "Kommt Garzweiler II nicht, so sagen die einen, dann gehen Tausende Arbeitsplätze verloren; selbst wenn Garzweiler II kommt, sagen die anderen, gibt es Tausende Arbeitsplätze weniger - durch Rationalisierung in der Braunkohlenindustrie und durch Umsiedlung": Vor diesem Hintergrund, so Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff gestern bei der Entwicklungskonferenz des Bistums Aachen und der Evangelischen Kirche, müsse der Anstoß für eine "nachhaltige Entwicklung" der Region gegeben werden. Und der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, betonte, daß die Kirchen kompetente Fachleute zur Beratung der Zukunftsfragen zusammenbringen möchten. 80 Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, von Behörden und Interessenvertretungen traten im Martin-Luther- Gemeindehaus in einen ganztägigen Dialog über "nachhaltige Entwicklung" der Region an Erft, Rur und Inde (die Karte hing an der Wand des Saales, und Herbert Schäfer von der Rheinischen Bürgeraktion gegen Garzweiler II monierte sogleich das Fehlen der Niers). Dabei waren sie sich mit Bischof Mussinghoff einig, als er darauf hinwies, daß beide Kirchen in der Nachhaltigkeit "eine wichtige Querschnittsaufgabe der Gesellschaftsgestaltung zum Wohl der Menschen" sehen. Verantwortung übernehmenDer Anstoß der beiden Kirchen zu einer nachhaltigen regionalen Entwicklung erfolge auf der Grundlage von Überlegungen, "bei denen die Schaffung von zukunftsfähigen neuen Arbeitsplätzen im Vordergrund steht, bei denen aber gleichzeitig wirtschaftliche, soziale und ökologische Bedingungen berücksichtigt werden", betonte Mussinghoff. Wie er so hob auch Vizepräses Schneider die Gesellschafts- und Schöpfungsverantwortung der Kirchen hervor. Die Konferenz bezeichnete als "Ausdruck der Bereitschaft der Menschen in der Bördenlandschaft, Verantwortung für die Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse zu übernehmen". Superintendent Klaus Eberl erinnerte sich an seinen Heimatkundeunterricht, in dem er gelernt habe, "daß die Börde eine wunderbare Landschaft ist, in der es schön ist, zu leben". Jetzt müsse gemeinsam überlegt werden, welche Perspektiven für die Zukunft dieses Lebensraums zu entwickeln sind. Das war ein Stichwort für Prof. Dr. Peter Zlonicky von der Universität Dortmund (von ihm stammt das Sozialverträglichkeits-Gutachten zu Garzweiler II), der die regionale Identität (entstanden aus historisch gewachsenen Räumen) als Grundvoraussetzung für die gesellschaftliche nachhaltige Entwicklung nannte. Und dafür gebe es drei zentrale Dimensionen - die ökologische, wirtschaftliche und sozial-kulturelle - , die gemeinsam betrachtet werden müßten, um eine regionale Identität nicht zu gefährden - denn ohne die sei keine nachhaltige Entwicklung möglich, "unabhängig davon, ob Garzweiler II kommt oder nicht". Handwerk und MittelstandÄhnlich äußerte sich auch Prof. Dr. Helge Majer von der Universität Stuttgart, der für eine nachhaltige Entwicklung die Forderung aufstellte, Natur, Mensch und Technik wieder zusammenzuführen und nicht jeweils losgelöst zu betrachten. Notwendig sei auch, "daß alle Menschen in der Region Verantwortung übernehmen, handeln und nach Lösungen suchen - und nicht nur Politiker und Bürokraten". Christine Ax von der Handwerkskammer Hamburg brach mit Blick auf die regionale Entwicklung eine Lanze für Handwerk und Mittelstand. Sie müßten beim Nachdenken über die Zukunft der Region eng eingebunden werden, "denn sie sind nur Gewinner - bei der Ökologie, den Unternehmen und in der Beschäftigungsbilanz". |
© Rheinische Post online 1998
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