Hier zur Homepage Zug der Erinnerung im Rhein-Kreis Neuss vom 16. bis 19. März 2011
Anrede Lieber Herr Levi, lieber Herr Clahsen, ich glaube, wir alle können nicht ermessen, welche Anstrengung es für Sie bedeuten muss, hier an diesem Ort zu stehen, von dem aus Ihre Verwandten, Margot und Ernst Heinemann, deportiert wurden. Umso dankbarer bin ich für die Worte, die Sie Herr Clahsen, an uns gerichtet haben. Anrede Ich möchte Ihnen als Katholikenrat die besten Grüße von Regionaldekan Clancett und dem Verantwortlichen für den Zug der Erinnerung beim Regionaldekan, Herrn Zanders überbringen. Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff hat in seiner Ansprache zu Beginn der 4-wöchigen Reise des Zuges der Erinnerung durchs Bistum Aachen zu Recht davon gesprochen, dass, ich zitiere, "wir das Geschehene keinesfalls einem anonymen System zuschreiben dürfen. Menschen haben sich aktiv und sehr bewusst an Menschen versündigt, jedoch auch durch Wegschauen und durch Unterlassen, durch schweigende Zustimmung und durch Verdrängen. Sie haben die gottgegebene Würde eines jeden Menschen nicht geachtet oder sogar verneint." Anrede Der Rhein-Kreis-Neuss mit den Standorten Grevenbroich und Neuss war in den seit Jahren andauernden Planungen zum Zug der Erinnerung des Bistum Aachen nicht vorgesehen, denn die größten Teile des Rhein-Kreis gehören nicht zu Aachen. Aber schnell musste und konnte ich den Leiter des Kreisjugendamt Herren Dierselhuis und dem Schuldezernenten Herrn Lonnes davon überzeugen: Wir brauchen für unsere Jugend diese seltene Chance, dass sie vom Grauen des Faschismus nicht nur hören, sondern Willkürherrschaft auch begreifen durch ansatzweises erleben. Dies Erleben ermöglicht der Zug der Erinnerung. Sehr geehrter Herr Minow, ohne die Arbeit Ihres Vereins „Zug der Erinnerung“ stünden wir alle jetzt nicht hier. Sie haben ein Projekt ins Leben gerufen, welches sich mit dem grausamsten Teil unserer deutschen Geschichte befasst: Der Deportation und Ermordung hunderttausender Kinder und Jugendlicher. Diese Kinder und Jugendlichen lieferten selbst keinen Anlass für ihr oft tödliches Schicksal. Das faschistische Regime der NS-Diktatur verfolgte sie, weil sie jüdischen Glaubens waren, weil sie zu den Sinti oder den Roma gehörten, weil sie von den medizinischen Schergen des Systems als `menschenunwürdiges Leben´ klassifiziert wurden oder weil ihre Eltern sich politisch dem Nationalsozialismus widersetzten. Anreden Wir sehen, wir stehen nicht an einem normalen Bahnsteig. Die DB-AG gibt dafür "betriebliche Gründe" an, d.h. Verspätungen einzelner Züge von 4 bis 6 Minuten im Reiseverkehr heute und morgen. Wir stehen auf einem Abstellgleis mit dem Zug der Erinnerung. Ist das dem Gedenken an das Schicksal der deportierten und ermordeten Kinder angemessen? Die DB will mit ihrer Geschichte nichts mehr zu tun haben, sie will nur noch im Hier und Jetzt Verträge einhalten und aktuell Vertragsstrafen verhindern, dabei hat die Deutsche Reichsbahn gut an den Deportationen verdient. Aber dieses Denken, dass Geld die Welt regiert und ethische Standards und Menschenrechte hintenansteht, sehen wir auch in anderen Bereichen: wir schotten unsere EU-Grenzen ab durch die Grenztruppen Frontex und kaum einer kann mehr Asyl in Europa beantragen. So sichern wir unseren Reichtum. Abschreckung und Menschenrechte zweiter Klasse auch in einem andern Beispiel: Wir haben ein Asylbewerberleistungsgesetzt, dass für die Flüchtlinge 20 % niedrigere Harz IV-Sätze bedeutet. Schon diese Harz IV-Sätze wurden als verfassungswidrig, als nicht mit der Menschenwürde des Grundgesätzes vereinbar, höchstrichterlich kassiert. Aber die viel niedrigeren Hilfen für Flüchtlinge werden nicht problematisiert. So verteidigen wir unsere Privilegien auf Kosten anderer. Hat das was mit unserem Denk-mal Zug der Erinnerung zu tun? Anrede Um die Auseinandersetzung für einen würdigen Ort für den Zug der Erinnerung habe ich viel Solidarität und Unterstützung beim Kreis und der Stadt Grevenbroich erfahren. Vielen Dank dafür. Kurzfristig hat die Firma Pick noch für sichere Zuwegung gesorgt. Ein herzliches Dankeschön! Das Schulamt um Frau Stirken hat viel organisatorisch geholfen. Neben vielen Kleinspendern haben die großzügige finanzielle Unterstützung des Rhein-Kreises Neuss, der Sparkassenstiftung und der Kreiswerke sehr geholfen. Danke! Anrede Ich komme schließlich noch mal auf dieses Denk-mal zurück. Menschen können sich erinnern und daraus lernen. Erinnern ist ein Wesensmerkmal unserer Religionen. Sowohl die jüdische als auch die christliche Religion sind Erinnerungsreligionen, die die Kraft für die Zukunft aus der Erinnerung an das Vergangene schöpfen. So soll der Zug der Erinnerung uns und insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit bieten, Kraft zu schöpfen durch Erinnern - der Faschismus darf sich nicht wiederholen - wehret den Anfängen –schützen wir unsere Demokratie und bauen wir sie aus- dann sind wir auf Zukunft hin unterwegs. Ich danke Ihnen.
Martin
Kresse * Von-Limburg-Str. 5
41352 Korschenbroich * Tel 02166/83904 Fax 135680
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