Mit Sorge und großen Bedenken sehen Bündnis 90/Die Grünen die von der kath. Amtskirche erzwungene "Scheinlösung" in der Schwangerschaftskonfliktberatung. Das Verhältnis der Kirche zum Staat wird durch die kirchliche Doppelmoral schwer belastet: die Amtskirche lehnt immer deutlicher das staatliche Schwangerschaftsgesetz ab, will aber trotzdem in der staatlichen Schwangerschaftsberatung bleiben, denn sonst wäre ja die massive staatliche Finanzierung der kath. Beratung nicht mehr gesichert. "Und mit dieser kirchlichen Doppelmoral wird auch die betroffene Frau belastet", so Martin Kresse, sozial- und gesundheitspolitischer Sprecher der bündnisgrünen Kreistagsfraktion. Denn auch die Beratungsbeziehung leidet: durch den Zusatz, daß der Beratungsschein nicht zur Abtreibung berechtigt, erhält die betroffene Frau einerseits die Meinungsäußerung der Kath. Amtskirche. Gleichzeitig erfährt sie z.B. durch die Beraterin, daß dieser Schein trotzdem eine Zulassung zur straffreien Abtreibung darstellt. Zum Schluß eines Beratungsprozesses wird die Frau verwirrt, verunsichert und belastet. Dies stellt einen schwerwiegenden Mangel im Beratungsprozess dar, für den nicht die Beraterin verantwortlich ist, worunter sie vermutlich auch leidet. Kresse: "Zu vermuten ist, daß immer weniger Frauen Beratungsstellen, die solche Widersprüche mitteilen und unglaubwürdig werden, aufsuchen werden." Nach der Änderung des BSHG § 93 ist Qualität sozialer Arbeit zwischen Kostenträgern und Anbietern zu vereinbaren. Der Kostenträger Kreis Neuss wird auf die Qualitätseinbuße und geringere Nutzung der kath. Beratungsstellen reagieren müssen.
Kresse weiter: "Wir Grüne hatten schon in der letzten Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses beantragt, nicht zusätzlich in der kath. Beratungsstelle eine Fachkraft einzustellen. Vielmehr wollten wir im Kreisgesundheitsamt eine weitere Honorarkraft anstellen, damit die dort mit einer Fachkraft unterbesetzte Stelle auch in Urlaubszeiten z.B. arbeitsfähig ist. Leider fand unser Antrag keine Unterstützung."
Dieses Beispiel zeigt bündnisgrüne Grundhaltung in der Sozialpolitik: Grundsätzlich setzen wir uns für mehr Transparenz und Qualität und Trägervielfalt im Kreis Neuss ein.
Eine solche Lösung, wie sie jetzt von der kath. Amtskirche
vorgesehen ist, ist keine Lösung, sondern nur eine "Scheinlösung"!