26.05.04

GRÜNE KTF: Präambel Silberner Plan

und Position zur Altenhilfe im Rhein-Kreis Neuss

 

Wir haben in Zukunft auch im Rhein-Kreis Neuss immer mehr ältere und immer weniger jüngere Menschen. Diese Bevölkerungsentwicklung wird leider oft in einem Horrorszenarium beschrieben. Die Fortschreibung des Silbernen Plans hat zum Ziel, Chancen und Risiken einer „alternden Gesellschaft“ und Lösungswege in der Altenhilfe aufzeigen.

 

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass alte Menschen möglichst lange in ihrer Wohnung bleiben wollen. So sind viele ambulante Pflegedienste entstanden, die den Senioren pflegerische Leistungen nach Hause bringen. Folge dieser Entwicklung ist, dass wir in den Altenheimen überwiegend nur noch hoch betagte und schwerpflegebedürftige Menschen antreffen. Dies stellt die Pflegekräfte in den Heimen vor sehr große Herausforderungen und Verantwortung. Diese Pflegekräfte verdienen unseren hohe Anerkennung und unseren vollen Respekt.

 

Trotzdem, immer wieder wird von Missständen in Pflegeheimen berichtet. Einiges bauscht die Sensationspresse unseriös auf. Zum Teil werden objektive Missstände und individuelle Pflegefehler beschrieben. Man muss auch sagen, dass die Bedingungen für eine menschenwürdige Pflege schwieriger geworden sind. Denn wir haben seit fast einem Jahrzehnt die Pflegeversicherung, aber leider sind in diesen Jahren die Pflegeleistungen nicht angehoben worden. Oft muss die Sozialhilfe einspringen oder die Einrichtungen haben es schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Der Zwang, in kurzer Zeit mehr Pflegeleistungen zu erbringen, hat also zugenommen. Wenn wir eine menschenwürdige Pflege wollen, müssen wir mehr Mittel dafür bereitstellen. Ist die Gesellschaft dazu bereit?

 

Die Pflegeversicherung hat einen freien Markt geschaffen, wo Angebot und Nachfrage sich aufeinander einstellen sollen. Bei der ambulanten Pflege ist so schnell eine bedarfsgerechte Versorgung entstanden. Dieser Gedanke hat im Sommer 2003 auch Eingang in das Landespflegegesetz NRW gefunden. Investitionen in Heime werden nicht mehr direkt gefördert, sondern durch Zuschüsse an Betroffene durch das Pflegewohngeld. Senioren, die unter einer Einkommensgrenze liegen, haben darauf einen Anspruch. Nun sind aber viele alte Menschen leider gar nicht mehr in der Lage, den Spielregeln eines freien Marktes gerecht zu werden. Sie können nicht mehr auswählen, weil sie zu hilfebedürftig sind. Sie müssen nehmen, was sie kriegen können. Einige geschäftstüchtige Investorengruppen machen sich daraus einem Vorteil, sie investieren zunehmend in Pflegeheime. Bei einer Renditeanlage stehen immer finanzielle Interessen im Vordergrund. Die Gefahr ist, dass die Qualität so auf der Strecke bleibt.

 

Der Rhein-Kreis Neues will mit der Fortschreibung des Silbernen Planes versuchen, Einfluss auf die Entwicklungen des "Pflegemarktes" zu nehmen. Aber die Steuerungsmöglichkeiten der Politik sind bei einem freien Markt leider begrenzt. Gravierende Mängel kann die Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss abstellen. Wie aber die Hilfen für alte Menschen im Rhein-Kreis Neuss aussehen sollen, muss auch vor Ort diskutiert und entschieden werden. Der Rhein-Kreis Neuss legt mit diesem Silbernen Plan Grundlagen für die Weiterentwicklung der Altenhilfe im Rhein-Kreis Neuss vor. Wir wollen dabei auch die Hilfeformen unterstützen, die es bei einem freien Markt schwer haben. So sind kleinteilige Wohn- und Lebensformen, Hausgemeinschaften und Betreutes Wohnen oft eine attraktive Alternative zur drohenden Anonymität im Heim.

 

Wir wollen erreichen, dass sich viele Menschen um die Sorge für alte Menschen kümmern. Nur wenn viele Menschen sich dafür interessieren, wie wir im Alter leben und wohnen, können wir eine menschenwürdige Altenhilfe sicherstellen und Fehlentwicklungen vermeiden. Wir rufen jungen Senioren und auch die Mitglieder in den Sozial- und Planungsausschüssen unserer Städte und Gemeinden auf, sich für Wohnformen im Alter und Pflege zu interessieren. Alte Herrschaften sollten sich früh darum kümmern. Die Hilfen für alte Menschen ist eine kommunalpolitische Aufgabe der Kreise und Städte und Gemeinden.

 

Alt werden wir fast alle, fast alle werden im Alter pflegebedürftig. Es liegt in unserem eigenen Interesse, früh zu entscheiden, wie wir im Alter leben und wohnen wollen.

Martin Kresse * Von-Limburg-Str. 5

41352 Korschenbroich * Tel 02166/83904 Fax 135680
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