Thesen zur Haushaltsrede Kreis Neuss : Sozialbereich
von Martin Kresse für Kreistag 25.3.98
1. Warum haben wir - trotz Jammerns - im Kreishaushalt
auch finanziell Spielraum, um auf neue soziale Probleme
(z. B. Verschuldung privater Haushalte) und neue strukturelle
Probleme (Massenarbeitslosigkeit, Strukturwandel) soziale und
zukunftsfähige Antworten zu geben? Der Sozialbereich hat für
Entlastung gesorgt:
Der Kreishaushalt ist durch die Pflegeversicherung massiv entlastet worden:
Im Gegensatz zu von Arbeitslosigkeit stärker betroffenen
Kommunen ist der Sozialhilfeansatz von 65 Mio. "nur" um
3 Mio. DM gestiegen. Und das, weil durch Verschärfungen der
Bundesregierung und deren Tatenlosigkeit die vorrangigen
Sicherungssysteme (Arbeitslosenversicherung) versagen und immer
mehr Menschen durchs soziale Netz fallen.
2. Formale Kritik an den Haushaltsberatungen:
Änderungsliste mit Wünschen kam so spät z.T. als Tischvorlage im Sozialausschuß, damit kein Handlungsdruck entsteht?!
Budgezuschnitte weiter optimieren, vor allem aber fordern wir
Zusammenfassung der Haushaltsstellen zur Unterstützung des Strukturwandels:
3. Inhaltliche Forderungen im Sozialbereich:
Unsere weitergehenden Vorschläge diesbezüglich angesichts über 5 Mio. Arbeitsloser:
Eine Agentur zur Initierung von Beschäftigung als Stabstelle beim Landrat (lediglich letzteres hat die Kreisverwaltung von uns übernommen), die aktiv und dezentral und aufsuchend Tätigkeitsfelder für Problembereiche des Arbeitsmarktes zukunftsfähig auftut.
Know-how von Maatwerk muß im Kreis Neuss bleiben, sonst ist
es nur ein Strohfeuer.
Wie bei den SN 1 in der eigenen Kreisverwaltung und bei den
Zuschüssen an die freien Jugendverbände - die über die
Jugendamtsumlage allerdings wieder rein kommt - forderten wir wie
auch die Wohlfahrtsverbände Gleichbehandlung: auch
Lohnkostenzuschlag von 1,6% für Wohlfahrtspflege und z.B. Frauen
helfen Frauen. Hier zeigt sich die
Selbstbedienungsmentalität des Landrates in die kommunalen
Haushalte und das geringe soziale Gespür und die diffuse
Abneigung Initiativen gegenüber, die nicht kreisverwaltungseigen
sind.
Deutliche Beispiele einerseits: Die Aufwendungsdarlehen
für Kreisangestellte sind eine soziale Wohltat, die nicht
mehr in die Zeit paßt. Weitere Einsparungen ergeben sich im
Personalbereich der Kreisverwaltung, wenn sie endlich mit dem Stellenplan
rüberkommt!
Deutliches Beispiel andererseits Flüchtlingsberatung:
in 96 noch 700.000 DM, jetzt nur noch 500.000 DM. Wir sagen Nein
gegenüber solcher unsolidarischen Politik.
Wir hatten mit zwei umfangreichen Fragenkatalogen zur Lösung grundsätzlicher sozialen Probleme im Kreis Neuss beigetragen:
Unser Fragenkatalog zur Arbeitslosigkeit muß
weitergeschrieben werden, um einzelfallbezogen und
strukturell zu helfen. Auch brauchen wir eine Armuts- und
Reichtumsberichterstattung, um Antworten auf Soziale
Brennpunkte zu geben und präventiv zu handeln.
Konkret fordern wir 2 zusätzliche Stellen in der
Schuldnerberatung: auch private Verschuldung nimmt zu und
Schuldnerberatung macht unabhängig von Sozialhilfe und rechnet
sich.
Konkret wollen wir die Ausgleichsfunktion des Sozialstaates -
falls es ihn noch gibt - ausfüllen mit der Forderung eines
wirksamen Behindertenfahrdienstes und 200 TDM ab Juli 98
einstellen. Nach einem Planungszeitraum von über 2 Jahren ist
der Hinweis des Sozialdezernenten, so "schnell" könne
man kein Konzept umsetzen, mehr als beschämend. Wir wollen in
dem Bereich keine Investitionskosten etarisieren, denn
behindertengerechte Busse sind genug da. Und wir wollen keine
Km-bezogene Abrechnung, sondern Pauschalbeträge wie von der AG
Behindertenfahrdienst gefordert und auch als
Verwaltungsvereinfachung im Trend der Zeit. Dazu gilt es
mittelfristig Synegieeffekte mit Anrufsammeltaxen in der
Kreisverkehrsgesellschaft zu nutzen, wie uns das die
Niederländer vorgemacht haben. Aber weil kein Grüner in der
Kreisverkehrsgesellschaft sitzt, bleibt wichtiges Wissen zur Förderung
des ÖPNVs ungenutzt. Ein weiteres Beispiel der
Selbstherrlichkeit der CDU!!
Immer wieder wird Politikverdrossenheit und Hinwendung zur Privatheit beklagt. Ganz offensichtlich sind politische Entscheidungsprozesse für Bürgerinnen unattraktiv geworden. Beim Rückzug der Politik aus vielen Lebensbereichen auch nicht weiter verwunderlich. Auch bei der egozentrischen und polemischen Diskussion im Kreistag verständlich. Ein Agenda 21 Prozess, der partnerschaftliche Kommunikation ohne Besserwisserei zwischen Bürgern und Politik möglich macht, sehen wir mit großem Interesse, auf Grund der handelnden politischen Akteure aber auch mit viel Skepsis entgegen . In diesem Zusammenhang wollen wir auch das Ehrenamt aufwerten, hatten substanzielle Vorschläge in der Arbeitsgruppe gemacht, die politischsten Vorschläge waren dann zwar nicht konsensfähig, aber immerhin: gemeinsame Werbung und Vermittlung, das haben Verbände zugesagt, was ist daraus geworden?
Auch durch mehr Geld für Kosten in Zusammenhang mit dem
Ehrenamt, nicht nur durch Geld für Aus- und Fortbildung wollten
wir auf neue Problemlagen reagieren und Abhilfe schaffen.
Alles abgelehnt!
Fazit: Bündnis 90/Die Grünen machen mit ihren
Initiativen den Kreis Neuss zukunftsfähig und sozial, die CDU
sitzt in der Trotzecke und ist immer nur dagegen!
Martin Kresse * Von-Limburg-Str.
5
41352 Korschenbroich * Tel 02166/83904 Fax 135680
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