Artikel für den LVR-Report Dezember 2000
Hier der LVR-Report im Orginal (PDF-Datei 1360 KB)
Auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen diskutierten über 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunalpolitik und Altenhilfeeinrichtungen engagiert über Verbesserungen für die Situation altersverwirrter Menschen. Deutlich wurde der dringende politische Handlungsbedarf: Dazu gehören die Ausweitung des Personalzuschlagverfahrens beim Landschaftsverband Rheinland und ein erweiterter Pflegebegriff mit eine Ausweitung der Finanzgrundlage der Pflegekasse.
Prof. Ursula Koch-Straube aus Bochum führte ins Tagungsthema ein: Anhand einfühlsamer Filmaufnahmen sensibilisierte sie für den Hilfebedarf gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen nach zeitintensiver Zuwendung. Ellen Wappenschmidt-Krommus von der Caritas Betriebsführung und Trägergesellschaft Köln und Helmut Wallrafen-Dreisow, Sozialholding der Stadt Mönchengladbach, machten das Spannungsverhältnis deutlich: Es gibt einerseits immer mehr alte verwirrte Menschen in den Pflegeheimen. Andererseits finanziert die Pflegeversicherung Hilfen für gerontopsychiatrisch veränderte Menschen nicht angemessen. "Dies führt entweder zu einer fachlich nicht zu verantwortenden Mangelversorgung alter Menschen oder zum finanziellen Defizit beim Heimträger," so Wallrafen-Dreisow.
Einrichtungsvertretern unterstrichen, dass das Personalzuschlagsverfahren und das Landesarztsystem im Rheinland in 150 Heimen zu einer verbesserten Versorgung geführt habe. "Wir konnten so konzeptionell, personell und baulich wesentlich zur Verbesserung der gerontopsychiatrischen Versorgung beitragen". Seit Einführung der Pflegeversicherung sei der Ausbau gestoppt worden, eine ungleiche Versorgungslage hat sich entwickelt. Dabei haben die Sozialhilfeträger im Rheinland nach Einführung des SGB XI massiv gespart und erst 36 % und nicht 50 % wie im Bundesratsverfahren zugesicherten in die Altenhilfe reinvestiert.
Der Plan der Bundesregierung wurde begrüßt, zur Entlastung der Familien demenzerkrankter Menschen eine bessere Betreuung im häuslichen Bereich zu erreichen. Da aber alle Sozialleistungsträger sich bewegen müssen forderten die anwesenden Fachleuten, dass der Landschaftsverband das Personalzuschlagsverfahren bedarfsgerecht ausweitet und vermehrt Landesärzte mit ihren Beratungs-, Fortbildungs- und Steuerungsfunktionen einsetzt. Die Teilnehmer wollen über die Pflegekonferenzen und Sozialausschüsse mehr Druck machen und vom LVR Lösungen fordern.
Martin Kresse
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